Wie ALLPLAN, FRILO und SCIA auf der BIM World 2024 KI, BIM und Design-to-Build verbinden – und was das konkret für Baustelle 4.0 und nachhaltige Projekte bedeutet.

BIM World 2024: Wie KI und Design-to-Build die Baustelle 4.0 prägen
Die deutsche und österreichische Bauindustrie steht unter massivem Druck: steigende Baukosten, Fachkräftemangel, ambitionierte Klimaziele und ein enormer Wettbewerbsdruck. Wer heute größere Projekte realisiert, merkt schnell: Klassische Planungs- und Bauprozesse stoßen an ihre Grenzen. Genau hier setzt die Kombination aus BIM, Künstlicher Intelligenz und durchgängigen Design-to-Build-Workflows an – der Kern der Baustelle 4.0.
Im Rahmen der BIM World 2024 zeigt ALLPLAN gemeinsam mit FRILO und SCIA sehr konkret, wie diese Entwicklung aussieht: von KI-gestützten Planungsaufgaben über automatisierte Tragwerksplanung bis hin zu nachhaltigen, datenbasierten Entscheidungen. Dieser Beitrag ordnet die Neuheiten ein, zeigt Praxisnutzen für Planer und Bauunternehmen und verknüpft sie mit unserem Serienfokus „KI in der deutschen Bauindustrie: Baustelle 4.0“.
Sie erfahren, wie Sie mit den neuen Lösungen Ihre Projekte effizienter, nachhaltiger und vor allem zukunftssicher realisieren können – und welche Schritte sich jetzt strategisch lohnen.
1. Design-to-Build: Der rote Faden der Baustelle 4.0
Im Zentrum des ALLPLAN-Auftritts auf der BIM World 2024 steht ein klares Versprechen: durchgängige Design-to-Build-Workflows. Dahinter steckt mehr als ein Marketingbegriff – es ist der Schlüssel, um digitale Baustellen in der Praxis wirklich umzusetzen.
Was bedeutet Design-to-Build konkret?
Design-to-Build beschreibt einen integrierten Prozess, bei dem:
- Planung (Architektur, Tragwerk, TGA),
- Ausführungsplanung und Fertigteilplanung,
- Bauablauf und Fertigung
nahtlos auf einem gemeinsamen, digitalen Datenmodell basieren. Im Idealfall entfällt der medienbruchbedingte Informationsverlust, der bislang zwischen Planung, Kalkulation, Fertigung und Ausführung so viel Zeit und Geld kostet.
Gerade im Kontext Baustelle 4.0 ist das entscheidend: Nur wenn das BIM-Modell wirklich als „Single Source of Truth“ dient, können KI-Algorithmen, Baustellensteuerung, Ressourcenplanung und Nachhaltigkeitsanalysen ihr volles Potenzial entfalten.
Rolle von ALLPLAN 2025 in diesem Prozess
Die neue Version ALLPLAN 2025 adressiert genau diese Schnittstellen:
- Parametrische Werkzeuge für Architekt:innen, z. B. für abgehängte Decken, ermöglichen extrem schnelle Variantenbildung.
- Automatisierte Bewehrung von Freiformflächen unterstützt Tragwerksplaner bei komplexen Geometrien, die im klassischen 2D-Workflow kaum wirtschaftlich zu bearbeiten wären.
- Echtzeit-Zusammenarbeit sorgt dafür, dass Architekt:innen, Statiker, Fertigteilplaner und Bauunternehmen gleichzeitig am aktuellen Datenstand arbeiten.
Für österreichische und deutsche Bauunternehmen, die sich Richtung digitale Baustelle weiterentwickeln, ist das ein wichtiger Baustein: Die Planung rückt näher an die Ausführung heran – ein Muss für wirtschaftliche und terminsichere Projekte.
2. KI-gestützte Planung: Vom Buzzword zum Produktivwerkzeug
Künstliche Intelligenz ist längst in der Bau-IT angekommen – aber der Mehrwert entscheidet sich im Detail: Spart KI wirklich Zeit? Verbessert sie die Qualität? Oder erzeugt sie nur neue Schnittstellenprobleme?
Auf der BIM World 2024 zeigt ALLPLAN mit KI-basierten Tools in ALLPLAN 2025, wie sich KI sinnvoll in bestehende Workflows integrieren lässt.
AI-Visualizer: Schneller von der Idee zum Bild
Ein Highlight ist der integrierte AI-Visualizer. Er ermöglicht es, aus vorhandenen Planungsmodellen oder einfachen Volumenstudien in Sekunden überzeugende Visualisierungen zu erzeugen.
Praktischer Nutzen für Planungs- und Baupraxis:
- Schnellere Entscheidungsprozesse: Bauherren und Investoren verstehen Varianten besser, wenn sie realitätsnahe Bilder sehen.
- Effiziente Wettbewerbs- und Studienphasen: Wo früher externe Visualisierungsbüros oder lange Renderzeiten nötig waren, entstehen heute Entwurfsbilder fast „on the fly“.
- Frühe Kommunikation mit Genehmigungsbehörden: Realistische Darstellungen helfen, städtebauliche und gestalterische Fragen früh im Prozess zu klären.
Im Kontext Baustelle 4.0 ist das mehr als nur „schöne Bilder“: Schnelle, KI-basierte Visualisierungen beschleunigen Entscheidungen – und damit auch den Weg von der Idee bis zur realen Baustelle.
KI als Enabler für komplexe Projekte
Darüber hinaus eröffnet KI neue Möglichkeiten in der Planungsmethodik, z. B. durch:
- Automatisierte Mustererkennung in Modellen (z. B. typische Detailknoten, wiederkehrende Bauteile),
- regelbasierte Qualitätssicherung (Clash Detection, Plausibilitätsprüfungen),
- zukünftige Optimierungsvorschläge für Materialeinsatz, Tragwerk oder Bauablauf.
Wer heute beginnt, KI-Tools wie den AI-Visualizer in seine BIM-Prozesse zu integrieren, schafft die Grundlage, um in den nächsten Jahren auch weitergehende KI-Anwendungen produktiv nutzen zu können – von der Sicherheitsüberwachung bis zum Ressourcenmanagement auf der Baustelle.
3. Tragwerksplanung 4.0: SCIA und FRILO unter dem ALLPLAN-Dach
Ein zentrales Signal der BIM World 2024 ist die Portfolioerweiterung für die Tragwerksplanung: Erstmals treten die Lösungen FRILO und SCIA gemeinsam sichtbar unter dem ALLPLAN-Dach auf.
SCIA Engineer 25: Tragwerksanalyse für anspruchsvolle Projekte
Mit SCIA Engineer 25 erhält die Tragwerksplanung Funktionen, die besonders für komplexe Projekte im Hoch- und Infrastrukturbau relevant sind:
- Fortschrittliche Schwingungsanalyse, etwa für Bürogebäude mit hohen Komfortanforderungen oder für Brücken.
- Präzise 3D-Windlastgenerierung, wichtig für Hochhäuser, Stadien oder komplexe Fassaden.
- Frühzeitige Bewertung von Bauphasen, um Zustände während des Baus realistisch zu erfassen.
In der Logik der Baustelle 4.0 heißt das: Tragwerksplanung ist nicht länger ein isolierter Schritt, sondern eng mit Bauablauf und Ausführung verzahnt.
FRILO 2025: Neuer Bewehrungsworkflow mit ALLPLAN
Das Update FRILO 2025 bringt einen neuen Bewehrungsworkflow zwischen FRILO und ALLPLAN für Stahlbetonstützen.
Konkrete Vorteile:
- Ergebnisse aus der statischen Berechnung können direkt in die Bewehrungsplanung übernommen werden.
- Doppelterfassung und Übertragungsfehler werden reduziert.
- Die Bewehrung wird konsistenter, nachvollziehbarer und schneller planbar.
Für Planungsbüros, die zunehmend BIM-basierte Tragwerksplanung anbieten, ist dies ein wichtiger Schritt in Richtung durchgängiger Design-to-Build-Kette – und damit ein Stück mehr Automatisierung auf der digitalen Baustelle.
4. Nachhaltigkeit und Bauen im Bestand: CO₂-Bilanz und Bestandsdaten im Griff
Neben Effizienz und Produktivität tritt ein zweites großes Thema in den Vordergrund: Nachhaltigkeit. Gerade in Deutschland und Österreich treiben Regulierung, Förderlandschaft und ESG-Kriterien Bauherren und Unternehmen dazu, den CO₂-Fußabdruck und den Lebenszyklus von Gebäuden viel genauer zu betrachten.
One Click LCA: Nachhaltigkeit direkt aus dem BIM-Modell
ALLPLAN integriert dafür Lösungen wie One Click LCA, um BIM-Modelle hinsichtlich Materialeffizienz und CO₂-Bilanz zu analysieren.
Das bedeutet in der Praxis:
- Schnelle Lebenszyklusanalysen (LCA) direkt aus dem Planungsmodell.
- Vergleich von Varianten hinsichtlich CO₂-Emissionen und Materialverbrauch.
- Unterstützung bei der Dokumentation für Zertifizierungen (z. B. DGNB, ÖGNI) und bei der Einhaltung gesetzlicher Anforderungen.
Für Bauherren und Generalunternehmer ist dies ein wichtiges Instrument, um bereits in frühen Leistungsphasen belastbare Aussagen zur Nachhaltigkeit eines Projekts zu treffen – und Entscheidungen nicht nur nach Investitionskosten, sondern auch nach Lebenszykluskosten und Emissionen zu bewerten.
Bauen im Bestand: Punktwolken als Brücke zwischen Realität und Modell
Ein weiterer Schwerpunkt ist das Bauen im Bestand, das sowohl in Deutschland als auch in Österreich in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird. Hier setzt ALLPLAN mit Scalypso4ALLPLAN an.
Der Ansatz:
- Punktwolken aus 3D-Scans können ohne Modifikation in zahlreichen Dateiformaten direkt importiert werden.
- Planer:innen können sich im Scan orientieren, Bauteile ableiten und den Bestand konsistent in das BIM-Modell überführen.
Die Vorteile im Sinne der Baustelle 4.0:
- Genaues Abbild des Ist-Zustands, insbesondere bei unsicheren oder veralteten Bestandsunterlagen.
- Reduktion von Überraschungen während der Bauausführung, weil Konflikte und Abweichungen früh sichtbar werden.
- Schnellere Umbau- und Sanierungsplanung, da reale Geometrien digital verfügbar sind.
Damit schließt ALLPLAN eine wichtige Lücke: Die Verbindung von realem Bestand und digitaler Planung – eine Grundvoraussetzung für wirtschaftliche, nachhaltige Sanierungen.
5. Von der Messe in den Alltag: Wie Bauunternehmen jetzt vorgehen sollten
Die vorgestellten Lösungen zeigen deutlich, wohin sich die KI in der Bauindustrie und das BIM-gestützte Bauen entwickeln. Doch wie wird aus Messeneuheiten gelebte Praxis im Büro und auf der Baustelle?
Strategische Schritte für Planungsbüros und Bauunternehmen
-
Digitalstrategie schärfen
Definieren Sie klar, welche Ziele Sie mit BIM und KI verfolgen: mehr Produktivität, bessere Qualität, Nachhaltigkeit, neue Geschäftsmodelle? Daraus ergeben sich die Prioritäten: z. B. Tragwerksautomatisierung, KI-Visualisierung oder Nachhaltigkeitsanalysen. -
Pilotprojekte auswählen
Starten Sie mit ausgewählten Projekten, in denen Sie neue Funktionen wie AI-Visualizer, One Click LCA oder Punktwolken-Workflows gezielt testen. Wichtig: konkrete Erfolgskriterien (Zeitersparnis, Fehlerreduktion, CO₂-Einsparung) definieren. -
Team qualifizieren
KI- und BIM-Tools entfalten ihren Nutzen nur, wenn das Team sie beherrscht. Investieren Sie in Schulungen, interne Best-Practice-Guides und klare Rollen (z. B. BIM-Koordinator, KI-Multiplikatoren). -
Schnittstellen zur Baustelle stärken
Die digitale Baustelle lebt vom Informationsfluss: Stellen Sie sicher, dass ausführende Firmen, Fertigteilwerke und Nachunternehmer Zugriff auf die relevanten BIM-Informationen haben – idealerweise modellbasiert und nicht nur per PDF.
Warum sich der Einstieg 2025 besonders lohnt
Mit Blick auf 2025 ist der Zeitpunkt günstig:
- Software-Ökosysteme wie ALLPLAN + FRILO + SCIA wachsen zusammen und reduzieren Integrationsaufwand.
- KI-Werkzeuge sind reif genug für den produktiven Einsatz, ohne dass Sie ein eigenes Data-Science-Team benötigen.
- Nachhaltigkeitsanforderungen und gesetzliche Vorgaben verschärfen sich – wer jetzt CO₂-Analysen und Lebenszyklusdenken etabliert, verschafft sich einen klaren Marktvorteil.
Fazit: BIM World 2024 als Wegweiser für KI und digitale Baustellen
Die BIM World 2024 macht deutlich: Künstliche Intelligenz, BIM und Design-to-Build-Workflows sind keine Zukunftsvision mehr, sondern konkrete Werkzeuge für die tägliche Praxis in Planung und Ausführung. ALLPLAN, FRILO und SCIA zeigen exemplarisch, wie sich Tragwerksplanung, Visualisierung, Nachhaltigkeitsanalyse und Bestandsaufnahme zu einem durchgängigen digitalen Prozess verbinden lassen.
Im Rahmen unserer Serie „KI in der deutschen Bauindustrie: Baustelle 4.0“ lässt sich festhalten: Wer KI sinnvoll in seine BIM-Prozesse integriert, die Tragwerksplanung vernetzt, Nachhaltigkeit messbar macht und den Bestand digitalisiert, legt heute das Fundament für die Baustelle von morgen.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, diese Entwicklung aktiv zu gestalten – mit Pilotprojekten, klaren Digitalstrategien und einem Fokus auf integrierte, intelligente Workflows. Die Frage ist weniger, ob sich die Bauindustrie in Richtung KI und Baustelle 4.0 bewegt, sondern wer diese Entwicklung als Chance nutzt und sich damit den entscheidenden Vorsprung im Markt sichert.