Design to Build: Wie ALLPLAN & Co. die Baustelle 4.0 antreiben

KI in der deutschen Bauindustrie: Baustelle 4.0••By 3L3C

Wie der Zusammenschluss von ALLPLAN, SCIA und FRILO Design to Build, Open BIM und KI-basierte Workflows stärkt – und warum das die Baustelle 4.0 beschleunigt.

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Design to Build trifft Baustelle 4.0

Die Bauindustrie steht 2025 stärker denn je unter Druck: Fachkräftemangel, steigende Materialpreise, hohe Qualitätsansprüche und ehrgeizige Klimaziele treffen auf eine traditionell fragmentierte Projektabwicklung. Parallel dazu wächst der Anspruch an digitale Baustellen und den intelligenten Einsatz von KI in der Bauindustrie. Genau hier setzt der Zusammenschluss von ALLPLAN, SCIA und FRILO an – und wird zum Beschleuniger für die Baustelle 4.0 im DACH-Raum.

Der Schulterschluss der drei Nemetschek-Marken ist weit mehr als eine klassische Unternehmensfusion. Er schafft einen durchgängigen Design-to-Build-Workflow, der BIM, Tragwerksplanung, Fertigteilplanung und zunehmend auch KI-gestützte Prozesse verbindet. Für Bauunternehmen, Planungsbüros und Ingenieure in Deutschland und Österreich eröffnet das neue Möglichkeiten, Projekte schneller, wirtschaftlicher und transparenter abzuwickeln – von der frühen Planung bis auf die Baustelle.

In diesem Beitrag ordnen wir den Zusammenschluss ein, zeigen, was er konkret für digitale Baustellen bedeutet und wie sich Unternehmen schon heute darauf einstellen können, um Wettbewerbsvorteile in der Baustelle 4.0 zu sichern.


1. Was hinter dem Zusammenschluss von ALLPLAN, SCIA und FRILO steckt

Der gemeinsame Auftritt von ALLPLAN, SCIA und FRILO bündelt drei bislang eigenständige Stärken:

  • ALLPLAN: BIM-Plattform fĂĽr Architektur, Ingenieurbau, Infrastruktur- und Fertigteilplanung mit Fokus auf Design to Build
  • SCIA: leistungsstarke 3D-Statik- und Bemessungssoftware mit Open-BIM-Fokus
  • FRILO: bauteilorientierte Statiksoftware mit breiter Programmbibliothek fĂĽr Stahlbeton, Stahl, Holz, Mauerwerk und Grundbau

Gemeinsam entsteht ein durchgängiges Lösungsportfolio für:

  • Gebäudeplanung (Hochbau, Wohnbau, Nichtwohngebäude)
  • Infrastrukturplanung (BrĂĽcken, Verkehrswege, Ingenieurbauwerke)
  • Fertigteilplanung (Elementwände, Decken, Sonderfertigteile)

Vom Insellösungs-Mix zum integrierten Workflow

Was viele BĂĽros in Deutschland und Ă–sterreich aus dem Alltag kennen:

  • Modellierung im BIM-Tool
  • Export in unterschiedliche Statikprogramme
  • manuelle Datenaufbereitung
  • aufwendige RĂĽckfĂĽhrung der Ergebnisse ins Modell

Dieser Medienbruch kostet Zeit, erzeugt Fehler und verhindert echte datengesteuerte Planung. Der neue Verbund setzt genau dort an: Direkt-Schnittstellen, cloudbasierte Modellkonvertierung und ein gemeinsamer Design-to-Build-Ansatz reduzieren diese Reibungsverluste deutlich.

Für die Baustelle 4.0 bedeutet das: Die Baustelle arbeitet auf Basis konsistenter, aktueller Daten, statt sich auf veraltete Pläne oder manuelle Exporte zu verlassen.


2. Warum Design to Build der SchlĂĽssel zur digitalen Baustelle ist

Der Slogan „Design to Build“ beschreibt einen Paradigmenwechsel: Planung wird nicht mehr isoliert gedacht, sondern konsequent vom Bauen her entwickelt. Das ist ein Grundpfeiler der Baustelle 4.0.

Von der Entwurfsidee zum ausfĂĽhrbaren Modell

Im klassischen Ablauf werden Entwurf und Ausführung häufig getrennt behandelt. Im Design-to-Build-Ansatz hingegen ist das BIM-Modell von Anfang an darauf ausgelegt, später:

  • statisch bemessen zu werden,
  • ausfĂĽhrungsreife Details bereitzustellen,
  • Fertigteilwerke mit produktionsfähigen Informationen zu versorgen,
  • Baustellenlogistik und Bauabläufe zu simulieren.

Durch die engere Verzahnung von ALLPLAN mit SCIA und FRILO wird diese Philosophie praktisch anwendbar: Tragwerksplaner können direkt aus dem BIM-Modell heraus rechnen, bemessen und wieder zurückspielen. Damit wird das digitale Modell zum Single Source of Truth – eine zentrale Voraussetzung für KI-gestützte Auswertungen im Sinne der Baustelle 4.0.

Produktivität, Qualität, Nachhaltigkeit

In der aktuellen Marktlage – knappe Margen, hoher Zeitdruck, Nachhaltigkeitsanforderungen – zahlt ein solcher Workflow auf drei zentrale Ziele ein:

  • Produktivität: Weniger Doppelarbeit, schnellere Planungszyklen, reduzierte Nachträge.
  • Qualität: Konsistente Datenbasis, automatisierte PrĂĽfungen, weniger Planungsfehler.
  • Nachhaltigkeit: Bessere Mengengenauigkeit, gezieltere Materialwahl, optimierte Tragwerke mit reduziertem Ressourcenverbrauch.

Damit wird der Zusammenschluss von ALLPLAN, SCIA und FRILO zu einem strategischen Baustein fĂĽr Bauunternehmen, die ihre Projekte zukunftssicher und datengetrieben aufstellen wollen.


3. OPEN BIM, Cloud & KI – das Rückgrat der Baustelle 4.0

Ein zentrales Versprechen des Verbunds ist der Open-BIM-Ansatz. Statt Anwender an ein proprietäres Ökosystem zu fesseln, setzen die Marken auf offene Standards und Schnittstellen.

OPEN BIM als Enabler fĂĽr Zusammenarbeit

In der Praxis heiĂźt das:

  • Fachplaner können mit ihrer bevorzugten Software arbeiten – solange sie Open-BIM-konform ist.
  • Modelle und Berechnungen werden ĂĽber standardisierte Formate ausgetauscht.
  • Die interdisziplinäre Zusammenarbeit verbessert sich, weil Missverständnisse und DatenbrĂĽche reduziert werden.

Für große Infrastrukturprojekte in Deutschland und Österreich, bei denen häufig Konsortien aus mehreren Büros und Firmen zusammenarbeiten, ist das ein massiver Vorteil. OPEN BIM schafft die Grundlage, um später auch KI-gestützte Auswertung über Gewerkegrenzen hinweg zu ermöglichen.

Cloudbasierte Workflows als BrĂĽcke zur Baustelle

Die erwähnte cloudbasierte Umwandlung von Bauwerks- in Berechnungsmodelle ist mehr als ein technisches Detail. Sie ist der Startpunkt für:

  • verteilte Teams, die gleichzeitig am selben Projektstand arbeiten,
  • automatisierte Hintergrundprozesse (z. B. Qualitätschecks, KollisionsprĂĽfungen),
  • spätere Kopplung mit Baustellen-Apps, Sensorik oder IoT-Daten.

Damit wird das Planungsmodell anschlussfähig für eine echte digitale Baustelle, auf der:

  • Poliere mit Tablets planen,
  • Bauleiter Echtzeitinformationen zu Mengen und Terminen abrufen,
  • KI-Assistenten Risiken in Zeitplänen oder MaterialflĂĽssen frĂĽhzeitig erkennen.

Wo KI hier ins Spiel kommt

Auch wenn der Zusammenschluss selbst nicht primär als KI-Projekt vermarktet wird, schafft er die Daten- und Prozessbasis, die für KI in der Bauindustrie entscheidend ist:

  • Saubere, strukturierte BIM- und Statikdaten
  • Durchgängige Versionierung und Historisierung
  • Einheitliche Workflows von Entwurf bis BauausfĂĽhrung

Darauf lassen sich KI-Anwendungen wie automatisierte Plausibilitätsprüfungen, Mengenvoraussagen, Variantenoptimierung oder konstruktive Vorschläge für Materialeinsparungen aufsetzen – alles Kernbausteine einer Baustelle 4.0.


4. Konkrete Vorteile fĂĽr Planer und Bauunternehmen

Der Zusammenschluss ist strategisch interessant – aber was bedeutet er konkret im Alltag von Architekten, Ingenieuren und Bauunternehmen?

FĂĽr Tragwerksplaner und IngenieurbĂĽros

  • Weniger Modellierungsaufwand: Durch den bauteilorientierten Ansatz von FRILO und die 3D-Multimaterialkompetenz von SCIA können Tragwerksmodelle direkt aus der BIM-Planung abgeleitet werden.
  • Schnellere Nachweiserstellung: Normenbezogene Nachweise und Bemessungen laufen effizienter, weil Geometrie und Lasten automatisiert ĂĽbernommen werden.
  • Höhere Planungssicherheit: Ă„nderungen im BIM-Modell sind schneller auf ihre statischen Konsequenzen prĂĽfbar.

In der Praxis heißt das: Weniger „Feuerwehreinsätze“ kurz vor der Ausführungsplanung, mehr Zeit für Optimierung und Qualität.

FĂĽr Architektur- und GeneralplanungsbĂĽros

  • Ein Lösungsportfolio aus einer Hand: Alle relevanten Werkzeuge fĂĽr Entwurf, BIM, Statik und Fertigteile in einem Ă–kosystem.
  • Bessere Koordination: Open-BIM-Workflows und Cloud-Dienste erleichtern die Abstimmung mit Fachplanern und ausfĂĽhrenden Firmen.
  • Höhere Attraktivität fĂĽr Auftraggeber: Digitale Kompetenz, transparente Prozesse und Qualitätssicherung sind zunehmend Zuschlagskriterien.

Gerade in VgV-Verfahren und GU-/GÜ-Ausschreibungen kann ein nachweislich digital durchgängiger Design-to-Build-Prozess ein entscheidendes Argument sein.

FĂĽr Bauunternehmen und Fertigteilwerke

  • Planungsinformationen, die wirklich baubar sind: Detaillierte, ausfĂĽhrungsreife Modelle erleichtern Kalkulation, Einkauf und Bauablaufplanung.
  • Bessere Anbindung der Fertigteilproduktion: Fertigteilwerke können direkt mit den im Modell enthaltenen Geometrien und Bewehrungsinformationen arbeiten.
  • Grundlage fĂĽr digitale Bauprozesse: Taktplanung, 4D-Simulationen, Mengen- und Ressourcenmanagement profitieren von der Datenqualität.

Damit wird der Zusammenschluss von ALLPLAN, SCIA und FRILO nicht nur zum Thema fĂĽr Planer, sondern direkt relevant fĂĽr Bauunternehmen, die ihre Baustellen digitalisieren und KI-Potenziale heben wollen.


5. Wie Sie Ihr Unternehmen jetzt auf Design to Build & KI vorbereiten

Der Markt bewegt sich in Richtung integrierter, datengetriebener Workflows. Wer davon profitieren will, sollte frĂĽhzeitig die Weichen stellen. Vier pragmatische Schritte fĂĽr Unternehmen im deutschsprachigen Raum:

1. BIM- und Statikprozesse zusammen denken

  • Trennen Sie in Ihrer Organisation nicht mehr strikt zwischen „BIM“ und „Statik“.
  • Etablieren Sie gemeinsame Standards fĂĽr Modellierung, Bemessung und Datenaustausch.
  • Definieren Sie klar, welche Informationen in welcher Planungsphase im Modell vorhanden sein mĂĽssen.

2. Open BIM als Grundprinzip festschreiben

  • Setzen Sie konsequent auf offene Austauschformate und klare Schnittstellen.
  • Vermeiden Sie Insellösungen, die Daten einsperren.
  • Schulen Sie Projektteams in Open-BIM-Methodik und Rollenverständnis.

3. Cloudbasierte Zusammenarbeit pilotieren

  • Starten Sie mit Pilotprojekten, bei denen Modelle, Statik und AusfĂĽhrung cloudbasiert koordiniert werden.
  • Schaffen Sie klare Verantwortlichkeiten fĂĽr Modellpflege und Datenqualität.
  • Nutzen Sie Dashboards oder Projekt-Cockpits, um Transparenz zu schaffen.

4. KI-Anwendungsfälle identifizieren

Auf Basis der neuen Datenqualität lassen sich erste KI-Szenarien anstoßen, zum Beispiel:

  • automatische Kollisions- und RegelprĂĽfungen,
  • Prognosen zu Mengen und Kosten,
  • Optimierung von Materialeinsatz und Tragwerken,
  • UnterstĂĽtzung der Bauleitung durch intelligente Auswertungen.

Wichtig: KI ist kein Selbstzweck. Sie entfaltet ihren Wert dann, wenn sie in stabile, integrierte Workflows eingebettet ist – genau hier schafft der Zusammenschluss von ALLPLAN, SCIA und FRILO die nötige Grundlage.


Fazit: Ein Meilenstein auf dem Weg zur Baustelle 4.0

Der Zusammenschluss von ALLPLAN, SCIA und FRILO ist ein deutliches Signal: Die Zukunft der Bauindustrie liegt in durchgängigen Design-to-Build-Prozessen, Open BIM, Cloud und datengetriebenen Entscheidungen. Für die Baustelle 4.0 in Deutschland und Österreich bedeutet das: mehr Transparenz, mehr Produktivität und eine deutlich bessere Ausgangsbasis für den Einsatz von KI im Bauwesen.

Unternehmen, die ihre Planungs- und Bauprozesse jetzt entlang dieses Ansatzes ausrichten, sichern sich klare Wettbewerbsvorteile – in der Akquise, in der Projektabwicklung und in der Wirtschaftlichkeit. Der erste Schritt besteht darin, BIM, Statik, Fertigteilplanung und Baustellenprozesse nicht mehr isoliert, sondern als Teil eines durchgängigen digitalen Workflows zu betrachten.

Die Frage ist weniger, ob sich die Branche in Richtung Design to Build und KI bewegt, sondern wie schnell einzelne Unternehmen diesen Wandel mitgehen. Wer heute handelt, kann die Baustelle 4.0 aktiv gestalten – statt sie morgen nur noch verwalten zu können.