Wie die Partnerschaft von ALLPLAN und Dietrich’s den digitalen Holzbau vorantreibt – von BIM-Workflows über Cloud-Kollaboration bis hin zur Baustelle 4.0.
Nachhaltig digital: Holzbau neu denken mit BIM und KI
Holzbau erlebt im deutschsprachigen Raum – und besonders in Österreich und Deutschland – eine Renaissance. Steigende Anforderungen an Nachhaltigkeit, der Druck auf den Wohnungsmarkt und Förderprogramme für klimafreundliches Bauen führen dazu, dass Holz längst kein Nischenmaterial mehr ist. Parallel dazu verändert Baustelle 4.0 die Spielregeln: Digitale Modelle, KI-gestützte Planung und vernetzte Fertigung machen den Holzbau schneller, präziser und wirtschaftlicher.
In dieses Umfeld fällt die strategische Partnerschaft von ALLPLAN und Dietrich’s. Sie zeigt exemplarisch, wohin sich die Bauindustrie bewegt: weg von Insellösungen, hin zu integrierten BIM-Workflows, Cloud-Kollaboration und perspektivisch zu KI-gestützter Optimierung. In diesem Beitrag – als Teil unserer Serie „KI in der deutschen Bauindustrie: Baustelle 4.0“ – beleuchten wir, warum diese Kooperation mehr ist als ein Software-Update, wie Sie konkret davon profitieren und welche nächsten Schritte sich für Bauunternehmen, Planer und Holzbau-Betriebe anbieten.
1. Warum Holzbau jetzt einen digitalen Turbo braucht
Klimaziele, Wohnraummangel, Fachkräftemangel
Holzbau steht im Spannungsfeld dreier Megatrends:
- Klimaschutz: Holz bindet CO₂ und ermöglicht ressourcenschonendes Bauen.
- Wohnraumbedarf: Dringend benötigter, kostengünstiger Wohnraum erfordert serielles, industrialisiertes Bauen.
- Fachkräftemangel: Weniger Fachkräfte müssen mehr Projekte in kürzerer Zeit bewältigen.
Ohne konsequente Digitalisierung ist das kaum zu stemmen. Genau hier setzt die Zusammenarbeit zwischen ALLPLAN und Dietrich’s an: Durchgängig digitale, BIM-basierte Prozesse vom städtebaulichen Entwurf bis in die Fertigung.
KostengĂĽnstiger Wohnungsbau in Holzbauweise ist eine Antwort auf zentrale Zukunftsfragen unserer Gesellschaft.
Für die Praxis bedeutet das: weniger Medienbrüche, weniger Nacharbeiten auf der Baustelle, weniger Materialverschwendung – und damit mehr Planungs- und Kostensicherheit.
Holzbau als perfekter Partner fĂĽr BIM und KI
Holzbau eignet sich besonders gut fĂĽr standardisierte und automatisierte Prozesse:
- hohe Vorfertigungsgrade in der Werkhalle
- wiederkehrende Bauteile (Wände, Decken, Dachmodule)
- präzise Maschinenfertigung anhand von digitalen Daten
Mit einem konsistenten BIM-Modell wird aus klassischem Holzbau ein datengetriebener, industrieller Prozess, der künftig zunehmend von KI unterstützt werden kann – etwa bei Optimierung der Beplankungen, automatischer Kollisionsprüfung oder beim Vorschlagen effizienter Detaillösungen.
2. Die Partnerschaft ALLPLAN x Dietrich’s im Überblick
Von der städtebaulichen Idee zur file-to-factory-Fertigung
Kern der Kooperation ist die enge Integration von ALLPLAN als BIM-Plattform mit der spezialisierten Holzbau-Software von Dietrich’s. Der Workflow lässt sich vereinfacht in drei Schritte gliedern:
-
Gesamtplanung in ALLPLAN
Architekten und Tragwerksplaner modellieren das Gebäude im Kontext des Quartiers, inklusive aller relevanten Bauteile. -
Holzbau-Detaillierung in Dietrich’s
Die Holzelemente (Wand, Decke, Dach) werden an Dietrich’s übergeben. Dort erfolgen:- statische Berechnung
- Detaillierung (Verbindungen, Schichten, Beplankungen)
- automatische Fertigungsplanung und Maschinendaten-Erzeugung
-
Koordination und Kollaboration ĂĽber BIM-Plattform
Die detaillierten Holzmodelle werden wieder in das Gesamtmodell integriert und mit anderen Gewerken abgestimmt – über eine gemeinsame BIM-Kollaborationsplattform.
Ergebnis ist ein durchgängiger file-to-factory-Prozess, bei dem das digitale Modell direkt die Vorfertigung steuert. Tippfehler in Stücklisten oder veraltete Planstände werden damit zum Ausnahmefall.
Mehrwert fĂĽr unterschiedliche Akteure
- Architekten erhalten frĂĽhzeitig realistische, ausfĂĽhrungsnahe Informationen zu Bauteilaufbauten, Querschnitten und Kosten.
- Tragwerksplaner profitieren von konsistenten Geometrie- und Lastinformationen, die sich ĂĽber alle Leistungsphasen fortschreiben.
- Holzbau-Unternehmen können ihre Abbund- und Fertigungsanlagen direkt aus dem Modell ansteuern – ohne manuelle Neu-Erfassung.
- Bauherren und Projektentwickler erhalten verlässlichere Aussagen zu Terminen, Mengen und Kosten – ein zentraler Faktor im seriellen Wohnungsbau.
3. BIM-Workflows im Holzbau: Was sich konkret verändert
Vom 2D-Plan zur integralen Planung
Viele Holzbau-Betriebe arbeiten noch mit einem Mix aus 2D-Plänen, Excel-Listen und separaten Fertigungsprogrammen. Die Integration von ALLPLAN und Dietrich’s schafft einen gemeinsamen Datenraum:
- Alle Beteiligten greifen auf ein zentrales 3D/BIM-Modell zu.
- Änderungen (z. B. an Wandaufbauten oder Fensterpositionen) sind transparent und werden konsistent nachgeführt.
- Mengenermittlungen, MassenauszĂĽge und StĂĽcklisten lassen sich direkt aus dem Modell erzeugen.
Das reduziert RĂĽckfragen, Telefonate und E-Mail-Schleifen und ist ein wichtiger Baustein fĂĽr die Vision der Baustelle 4.0, auf der stets mit aktuellen, digitalen Informationen gearbeitet wird.
Kollaboration in der Cloud statt E-Mail-Pingpong
Ein weiterer Baustein der Partnerschaft ist die Nutzung einer Cloud-basierten BIM-Plattform fĂĽr die Koordination:
- zentrale Ablage aller Modelle (Architektur, Tragwerk, TGA, Holzbau)
- Fachmodell-Koordination inklusive KollisionsprĂĽfung
- Issue-Management mit klar definierten Verantwortlichkeiten
Anstatt Planstände per E-Mail zu verschicken, arbeiten alle Beteiligten mit der aktuellen Version im BIM-Server. Das spart Zeit und reduziert Fehlerquellen – insbesondere in größeren Projekten, etwa mehrgeschossigen Holzwohnbauten oder Hybridbauten mit Beton- und Holzelementen.
Besser entscheiden dank Visualisierung und Analyse
Dietrich’s-Anwender profitieren von einem leistungsfähigen BIM-Viewer zur Visualisierung und Analyse von IFC-Modellen. In der Praxis heißt das:
- 3D-Darstellung komplexer Anschlussdetails
- ĂśberprĂĽfung von Holzquerschnitten, Aussteifungen und Lastabtrag
- besseres Verständnis beim Bauherrn durch anschauliche Visualisierungen
Gerade im Holzbau, in dem viele Stakeholder (z. B. Behörden, Investoren, Nachbarschaft) noch Vorbehalte oder Unsicherheiten haben, ist eine überzeugende visuelle Kommunikation ein spürbarer Wettbewerbsvorteil.
4. BrĂĽckenschlag zu KI und Baustelle 4.0
Wo KI heute schon ansetzt – und wo sie bald kommt
Die Partnerschaft ist in erster Linie eine BIM- und Workflow-Innovation, öffnet aber auch Türen für KI-Anwendungen entlang der digitalen Kette:
Bereits heute sind in vergleichbaren Umgebungen möglich:
- automatisierte Regelprüfungen: z. B. ob Brandschutz- oder Schallschutzanforderungen eingehalten werden
- intelligente Kollisionsanalysen zwischen Holzbau und TGA-Modellen
- Vorschläge für Materialoptimierungen auf Basis von Bauteilvarianten
Mit weiter gereiften KI-Werkzeugen sind mittelfristig realistisch:
- automatische Generierung von Holzbau-Detailvarianten mit Bewertung nach Kosten, COâ‚‚-FuĂźabdruck und Bauzeit
- KI-gestützte Terminplanung, die auf Basis des BIM-Modells und Erfahrungswerten realistische Bauabläufe erstellt
- laufende BaustellenĂĽberwachung per Bild- oder Sensordaten, abgeglichen mit dem BIM-Modell (Soll-Ist-Vergleich)
Wichtig: Ohne sauberes, strukturiertes BIM-Modell entfalten KI-Lösungen nur begrenzt Wirkung. Die Kooperation ALLPLAN x Dietrich’s liefert genau diese Datenbasis – ein entscheidender Baustein der Baustelle 4.0.
Praxisbeispiel: Serieller Holzwohnungsbau 2025+
Stellen wir uns ein mehrgeschossiges Holzwohnungsprojekt in einer österreichischen oder deutschen Großstadt vor:
- Im städtebaulichen Entwurf wird in ALLPLAN geprüft, wie viele Wohnungstypen in Modulbauweise sinnvoll sind.
- Auf Basis des BIM-Modells werden Holzmodule standardisiert, die anschließend in Dietrich’s detailliert und für die Fertigung optimiert werden.
- Ăśber die Cloud-Plattform werden TGA, Statik und Holzbau zusammengefĂĽhrt, Kollisionen frĂĽh erkannt.
- In einem nächsten Schritt könnten KI-Algorithmen die Materialauswahl und Beplankungsstärken so optimieren, dass die CO₂-Bilanz minimiert und die Kosten eingehalten werden.
- Auf der Baustelle erhält das Montageteam die aktuellen 3D-Modelle auf Tablets, inklusive Montageabfolge und Qualitätschecklisten.
So wird aus einem klassischen Bauprojekt ein digital orchestrierter Prozess, der Planung, Fertigung und AusfĂĽhrung eng verzahnt.
5. Handlungsempfehlungen fĂĽr Planer und Holzbau-Unternehmen
Wie können Sie als Architekt, Ingenieur oder Holzbau-Betrieb diese Entwicklungen konkret für sich nutzen? Einige praxisnahe Schritte:
1. BIM-Kompetenz im Unternehmen aufbauen
- definieren Sie BIM-Verantwortliche im BĂĽro oder Betrieb
- investieren Sie in Schulungen zu Modellierung, Datenstrukturen und Kollaboration
- starten Sie mit Pilotprojekten, um interne Standards zu entwickeln
2. Prozesse auf Durchgängigkeit trimmen
- prüfen Sie, wo heute noch Medienbrüche bestehen (2D-Plan → manuelle Stückliste → händische Maschineneingabe)
- definieren Sie klare Schnittstellen zwischen Architektur, Statik und Holzbauplanung
- setzen Sie möglichst früh im Projekt auf ein gemeinsames BIM-Modell
3. Serielle Ansätze bewusst nutzen
- identifizieren Sie wiederkehrende Bauteile und Modultypen
- denken Sie von Anfang an in Standardisierung und Vorfertigung
- nutzen Sie die Möglichkeiten der Software, um Varianten automatisiert zu prüfen (z. B. unterschiedliche Wandaufbauten)
4. KI-Potenzial vorbereiten
- sorgen Sie für saubere, strukturierte BIM-Daten, z. B. einheitliche Bauteilkennungen und Property-Sets
- dokumentieren Sie Projekterfahrungen (Bauzeiten, Nacharbeiten, Kostenabweichungen) – das sind spätere Trainingsdaten
- beobachten Sie den Markt für KI-Tools im Bauwesen und testen Sie gezielt erste Anwendungen (z. B. automatisierte Mengenermittlung oder Regelprüfungen)
Fazit: Holzbau, BIM und KI – jetzt die Weichen stellen
Die strategische Partnerschaft von ALLPLAN und Dietrich’s macht deutlich, wohin die Reise im Holzbau geht: durchgängige, digitale Workflows, hohe Vorfertigungstiefe und perspektivisch KI-gestützte Optimierung von Planung und Ausführung. Für Architekten, Tragwerksplaner und Holzbau-Unternehmen eröffnet das die Chance, Projekte schneller, nachhaltiger und wirtschaftlicher zu realisieren.
Im Rahmen unserer Serie „KI in der deutschen Bauindustrie: Baustelle 4.0“ zeigt dieses Beispiel, wie wichtig eine solide BIM-Basis ist, um zukünftige KI-Lösungen überhaupt sinnvoll einsetzen zu können. Wer heute auf integrierte Plattformen und modellbasierte Prozesse setzt, schafft sich einen klaren Vorsprung – im Wettbewerb um Aufträge, Fachkräfte und die besten Projekte.
Die zentrale Frage lautet daher: Nutzen Sie Holzbau, BIM und Digitalisierung bereits konsequent – oder arbeiten Sie noch in Silos? Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Ihre Strategie zu schärfen und den nächsten Schritt in Richtung digitaler, nachhaltiger Holzbau zu gehen.